Mittwoch, 23. Mai 2012

Veränderungen

In den letzten Wochen ist einiges passiert. Die Nächte in Argentinien werden jetzt immer kälter, es wird also so langsam Winter, wobei die Tage immer noch angenehme 20 Grad oder mehr haben.
Santa Marta feiert in diesem Monat 25-jährges Bestehen und außerdem haben wir ein kleines Projekt gestartet und den Aufenthaltsraum in Santa Marta, der vorher alles andere als gemütlich war, streichen lassen und selber eine sehr schöne Borte gestaltet. Dadurch, dass ich noch bisschen von meinen Spenden übrig hatte, haben Paula und ich diese genutzt, um den Senioren einen gemütlicheren Raum zu schaffen, in dem sie sich in den kalten Wintertagen aufhalten können, wenn sie draußen nicht mehr auf der schönen Veranda sitzen können.

Streichen in Santa Marta

Zuerst hatten wir vor den Raum komplett alleine zu streichen, aber da Santa Marta eine Malerei hat, die ihnen immer ein gutes Angebot macht, haben wir uns dafür entschieden, dass die das übernehmen und wir eine Borte selber gestalten. Am Ende waren wir auch wirklich froh darüber, denn in dem Raum sind Ziegelsteinwände und zu zweit hätten wir ewig dafür gebraucht und wer weiß, ob wir das so professionell hinbekommen hätten.
Zusammen mit der Schwester Anna Maria (Chefin von Santa Marta) fuhren wir nach Puerto Rico (eine Stunde von Eldorado entfernt) zu der Malerei, um die Farben für den Raum auszusuchen. Bei der Farbwahl mussten wir ein bisschen Überzeugungsgarbeit leisten, denn Paula und ich wollten kräftige, bunte Farben und die Nonne dachte eher an Pastelfarben, die den Raum auf gar keinen Fall besser machen würden, da er an sich ziemlich dunkel und kühl ist. Dunkle Fliesen liegen auf dem Boden, die Decke besteht aus dunklen Holzbrettern und vorher war der Raum in einem hässlichen grau-blau gestrichen. Dank der Unterstützung des Verkäufers haben wir dann ein sonniges Gelb und ein Cremfarben gekauft. Da der Essenssaal von Santa Marta ebenfalls gestrichen werden sollte, hatten wir auch bei diesen Farben Einfluss und der Raum wurde jetzt zum Teil in einem knalligen Orange gestrichen und es sieht einfach toll aus. Einige der Mitarbeiter und die anderen Nonnen finden die Farben bis jetzt noch eher schrecklich und meinen, dass solche kräftigen Farben nicht in ein Seniorenheim passen. Eine der Nonnen meinte sogar, dass man so viele Farben doch nicht in einem einzigen Raum kombinieren könnte. Sie hätte einen Braunton, der zu den Fliesen und der Decke passt doch angemessener gefunden. Aber Paula und ich sahen es mit Humor :D. Das Wichtigeste ist ja, dass sich die Senioren wohl fühlen. Den meisten von ihnen gefällt die Farbe, auch wenn es mal etwas komplett anderes für sie ist. Für manche ist es noch Gewöhnungssache, aber sie sind auf gar keinen Fall abgeschreckt, denn so hat Santa Marta endlich mal ein bisschen Farbe bekommen. Durch die schöneren Farben hat man nun auch ein besseres Gefühl, wenn man die Senioren mit ihrem Rollstuhl reinbringen muss, wenn es Essen gibt oder es draußen einfach zu kalt wird, um sich dort aufzuhalten.
Am Freitag haben Paula und ich dann die Borte bemalt. Fünf Stunden verbrachten wir damit und immer wieder kamen neugierige Mitarbeiter und Senioren rein und wollten nachschauen, was die Freiwilligen denn mit ihrem Raum veranstalten. Alle waren begeistert und uns selber gefällt es auch richtig gut. Tortz des Muskelkaters den nächsten Tag im Arm, hat sich die Arbeit wirklich gelohnt.
Es ist ein schönes Gefühl, dass man jetzt eine Sache gefunden hat, die erstmal für Jahre in Santa Marta sein wird, an die sich die Senioren auch nachdem wir weg sind, noch an uns erinnern können. Ich hatte schon vorher die ganze Zeit darüber nachgedacht, was man denn machen könnte, um etwas in Santa Marta zu hinterlassen und jetzt habe ich bzw.wir was gefunden.

Kontrollbesuch bei Santa Marta

Letzte Woche wurde Santa Marta von Pami (Kontrollamt) besucht. Doch das war eher kein Überraschungsbesuch, denn irgendwer hatte ihnen vorher einen Tipp gegeben, dass sie vorbei kommen würden. Also wurde schnell am Tag vorher noch alles sauber gemacht, es wurden Tischdecken auf die Tische gelegt, was eine total blöde Idee war, weil die Senioren einfach nicht ohne zu kleckern essen können und einer wollte sich während des Essens die Tischdecke über den Kopf ziehen, sodass auch beinahe, dass ganze Geschirr unten lag. Vor dem Essen wurde gebetet und gesungen, was ich bis jetzt in den letzten acht Monaten noch nie erlebt habe und das Essen wurde mit weniger Fett zubereitet, es wurde das gekocht, was auf den Plänen der Ernährungsberaterin stand und es gab sogar einen Nachtisch, wie es sein sollte. Aus Gewohnheit habe ich schon nach dem Hauptgang manchen das Lätzchen abgenommen und den Tisch abgeräumt, bis ich auf dem Weg zur Küche gemerkt habe, dass sie heute ja noch einen Nachtisch bekommen, was sonst nie der Fall ist. Aber es hat keiner gemerkt. Die Nonne hatte einen Tag vorher aus der Speisekammer die Lebensmittel aussortiert, die schon etwas über dem Verfallsdatum lagen und in ihr Haus gepackt.
Dadurch, dass Santa Marta viele Lebensmittelspenden bekommt, sind manche Sachen manchmal schon abgelaufen, aber das sind dann häufig Lebensmittel, die nicht so schnell verdeben, wie z.B. Kekse. Außerdem ist es auch gar nicht möglich, die Pläne von der Ernährungsberaterin immer einzuhalten, weil sie gar nicht das Geld dazu hätten, immer die Zutaten einzukaufen, die benötigt werden würden. Da ist es einfach günstiger mit den Sachen, die gespendet werden, etwas zu kochen. Von daher kann man manche Sachen entschuldigen.
Aber manche Dinge waren echt auffällig übertrieben an dem Tag. Ich bin froh, dass mich die Leute auf nichts angesprochen haben, denn ich hätte nicht vor denen Lügen können.

Die Taranteln kommen!
Die Nächte in Argentinien werden langsam so kalt, dass wir so gut wie jeden Abend mit unserem Kamin heizen müssen. Da es in unserem Haus leider keine Heizung gibt, schlafe ich zur Zeit schon mit 3 Decken und langen Anziehsachen, denn die Wärme zieht nicht in unsere Zimmer. Die Fenster und Türen sind undicht und unsere Haustür hat unten einen Schlitz. Wenn es bald noch kälter wird, dann müssen wir alle im Wohnzimmer vor dem Ofen schlafen.
Mit der Kälte kommen nun auch alle Spinnen aus ihren Nestern und kommen uns mittlerweile auch gerne besuchen. Innerhalb von einer Woche hatten wir schon zwei Taranteln, die handfflächengroß waren, in unserem Haus. Die sind richtig behaart, haben einen riesigen Körper und sind einfach nur ekelhaft. Die erste Tarantel haben wir noch lebend herausgebracht, indem ich einen Plastikbehäter über sie gestülpt habe und Paula dann ein dickes Stück Pappe drunter geschoben hat. Doch am nächsten Tag habe ich es auf der Arbeit erzählt und die meinten, dass man die Spinnen auf jeden Fall töten sollte (am besten mit einem Besen), denn sie kommen wieder zurück, können bis zu  1 ½ Meter springen und können auch giftig sein. Sollte man von solch einer Spinne gebissen werden, sind starke Schmerzen und eine dicke schwellung die Folge. Bei der zweiten Spinne war ich dann so mutig sie mit einem Wischmopp an der Gardine zu zerdrücken. Ich entdeckte sie, als ich gerade gemütlich auf dem Sofa saß...diese Tiere sind so schrecklich, dass ich jetzt schon immer denke, Schatten auf dem Fußboden zu sehen. Zum Glück habe ich ein Moskitonetz, durch das sie in der Nacht nicht durch kommen können und ich beruhigt schlafen kann! Im Sommer braucht man es für die Mücken und im Winter für die Spinnen! Wenn ich wieder in Deutschland bin, dann werde ich ganz bestimmt keine Probleme mehr mit diesen Tieren haben. Hat also auch einen Vorteil =).



Iguazú Wasserfälle

Vorletztes Wochende war ich ein zweites Mal bei den Iguazú Wasserfällen. Ich glaube von so einem schönen Anblick kann man nie genug bekommen. Es fehlen einem echt die Worte diese Wasserfälle zu beschreiben. Sowas schönes habe ich zuvor noch nie gesehen!
Dadurch, dass wir Freunde haben, die Tourismus studieren und es an diesem Wochenende ein Treffen der Studenten auch aus anderen Provinzen gab und diese spontan eine Fahrt dorthin organisiert hatten, konnten wir mitfahren. Sie haben einen Bus gemietet und haben einen Spender gefunden , der die Kosten des Benzins übernommen hat. Dadurch, dass wir Ausländer sind, hätten wir eigentlich für den Eintritt 130 Pesos (ca. 23€) bezahlen müssen, aber wir sind zu dem Preis von 20 (ca. 4€) Pesos reingekommen, da wir in der großen Gruppe gar nicht aufgefallen sind, obwohl ich ja mittlerweile so blond geworden bin..Glück gehabt! Bevor wir zu den Wasserfällen gefahren sind, haben wir uns noch ein fünf Sterne Hotel in Iguazú angeschaut, in dem eine Nacht 250 Dollar kostet. So ein Hotel habe ich von innen noch nie gesehen. Alles war mit rotem Teppichboden ausgelegt, ein riesiger Flügel stand in der Eingangshalle, es gab  einen Schmuckverleih, einen riesigen Garten mit einem riesigen Pool, Massageräume, Ruheräume mit Whirlpools und ganz viele Gepäckhilfen in roten Anzügen mit goldenen Knöpfen und goldenen Wagen, auf denen sie das Gepäck transportierten. Es war mal interessant so ein Hotel zu besichtigen, aber für mich wär so was nichts!
Den Rest des Tages haben wir dann bei den Wasserfällen verbracht und kamen Abends total müde nach Hause, da wir die Nacht vorher auch nur höchstesn 2 Stunden geschlafen haben, da wir mit den Studenten noch ein bisschen feiern waren. Trotz der Müdigkeit war es aber ein wunderschöner Tag!

25 Jahre Santa Marta

In diesem Monat feiert Santa Marta seinen 25. Geburtstag. In Eldorado ist es so, dass jedes kleine Ereignis immer direkt ins Fernsehen kommt, sodass auch das Fernsehteam an einem Tag vor Santa Martas Tür stand. Sie waren fast den ganzen Morgen da und ich hatte schon die ganze Zeit gehofft, dass sie mich nichts fragen würden. Als ich dann gerade dabei war den Mittagstisch zu decken, kam die Präsidentin von Santa Marta zu mir und fragte mich, ob ich denn nicht auch gerne etwas sagen möchte. Ich hatte gar keine Chance zu antworten, da stand schon die Kamera vor mir. Ich wurde beim  Tischdecken gefilmt und danach wurde ein kleines Interview mit mir gemacht. Das erste Mal vor der Kamera und dann auch noch im argentinischen Fernsehen. Trotz der Aufregung habe ich es aber glaube ich ganz gut gemeistert.
Am 12. Mai war die erste Feier des Geburtstags in dem Festsaal eines anderen Seniorenheims hier in Eldorado. Diese Feier war aber eher dafür gedacht, um für Santa Marta Spenden zu sammeln, sodass die Eintrittskarte dementsprechend teuer war. Die Senioren selbst waren bei dieser Feier nicht dabei und der Großteil der Mitarbeiter ebenfalls nicht, da der Eintritt für manche einfach zu teuer war. Paula und ich hatten Glück und bekamen eine Karte geschenkt, sodass wir auch an der Feier teilnehmen konnten. Trotz des Preises waren fast 300 Leute anwesend, es gab ein Buffet und eine Liveband, die nach dem Essen spielte. Es war ein sehr gemütlicher Abend, wir haben neue Leute kennen gelernt und haben mal wieder festgestellt, dass doch hier irgendwie jeder mit jedem verwandt ist und sich alle kennen. 
Die richtige Feier fand letzten Samtag in Santa Marta selbst mit den ganzen Senioren statt. Um halb fünf begann die Feier mit eine sehr langen Messe draußen auf der Veranda des Seniorenheims. Ein Altar war auf der Veranda aufgebaut, die Senioren haben sich alle in ein schickes Outfit geworfen, Familie und Freunde waren anwesend. Nach der Messe wurden einzelne Zertifikate an die Mitarbeiter verteilt und sogar Paula und ich bekamen eins. Im Seniorenheim selbst waren Tische aufgebaut mit ganz vielen argentinischen süßen und salzigen Köstlichkeiten. Es wurde Musik gespielt und ein junges Pärchen tanzte Chacarera. Was ich sehr schade fand, war, dass viele der Mitarbeiter gefehlt haben und der größte Teil der Leute sehr früh, nachdem sie ihre Häppchen gegessen hatten, gegangen sind. Die Musik wurde sehr früh abgebaut und die Senioren selbst erschienen mir irgendwie nicht als Hauptpersonen an diesem Tag. Nachdem Paula und ich noch mit aufräumen geholfen haben, haben wir uns dann auf den Nachhauseweg gemacht.

Stadt, Land, Fluss...
Letzte Woche habe ich mit dem 10-jährigen Sohn der Köchin und einer Krankenschwester Stadt, Land, Fluss auf spanisch gespielt. Der Buchstabe A war genannt. Als wir am Ende unsere Sachen verglichen, hatte die Krankenschwester als Land  Asien eingetragen. Ich meinte so zu ihr, dass Asien doch ein Kontinet sei und ihre Begründung war: Amerika ist auch ein Kontinent, aber auch gleichzeitig ein Land. Sie war der festen Überzeugung davon, aber ich wollte das enfach so nicht stehen lassen und hab es ihr 3-mal gesagt. Zum Schluss meinte sie genervt: dann schreibe ich eben Argentinien hin. Aber geglaubt hat sie es mir trotzdem nicht!
Ihre Aussage hat mich doch ein bisschen schockiert, vorallem, weil sie es mir auch gar nicht glauben und sie mir auch einfach kein Recht geben wollte.
Dieses Spiel werde ich jetzt öfters spielen, denn es ist eine super Hilfe, um mein Vokabular zu erweitern und für die geographischen Kenntnisse meiner Mitarbeier kann es auf jeden Fall auch ein Vorteil sein =).

Noch eine kleine Bitte...

Santa Marta ist ein Heim, das sich hauptsächlich durch Spenden halten kann und es gibt immer Dinge, die erneuert werden müssen oder einfach fehlen. Über jede Spende sind sie also dankbar. Seien es Geld- oder Materialspenden, wie z.B.Kleidung. Wenn ihr also Interesse daran habt etwas für Santa Marta beizutragen, dann wär ich euch, aber auch Santa Marta selbst sehr dankbar dafür.
Spenden können auf mein Spendenkonto, das rechts in der Leiste aufgeführt ist, überwiesen werden und materielle Spenden können an diese Adresse geschickt werden:

Hogar de ancianos Santa Marta

Avda. Juan D. Perón 186
3380 Eldorado
Argentina

Schluss

Jetzt bleiben nur noch die letzten vier Monate Argentinien und ich merke jetzt schon, dass die Tage immer schneller vergehen, sodass  man das Gefühl hat gar nicht mehr alles machen zu können, was man sich noch vorgenommen hat.
Mittlerweile konnte ich auch einen neuen Reisepass beantragen, der leider sehr teuer war, aber ich hoffe, dass er bald ankommen wird und wir endlich rüber nach Paraguay fahren können, sowie bald nach Brasilien =).
Bis bald!

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