Donnerstag, 6. September 2012

Das Leben in den Tiefen des Regenwaldes


Vor zwei Wochen arbeiteten wir für knapp eine Woche in einem Projekt mit den Guaranis, den Ureinwohnern zum Teil Paraguays, Brasiliens und Argentinies. An einem Sonntag Nachmittag machten wir uns mit einem Bus nach San Ignacio, eine Stadt zwei Stunden von Eldorado entfernt, auf den Weg, um dann Montag früh das Projekt zu starten.
In San Ignacio angekommen wurden wir von unserem Reisebus mitten auf einer Schnellstraße abgesetzt und uns holte ein Mann mit einem Pick-up ab. Katti, Paula und ich saßen hinten auf der Lagefläche auf unserem ganzen Gepäck und fuhren bei ordentlichem Fahrtwind auf eine schon seit mehreren Jahren verlassene Campinganlage, die unsere Unterkunft für die nächsten fünf Tage war. Der erste Eindruck hat mich zunächst etwas abgeschreckt, denn alles war doch etwas heruntergekommen, obwohl kurz vorher für uns eine riesige Putzaktion gestartet wurde, sodass man beim Betreten der Räume noch einen starken Chlorgeruch in der Nase spürte. Wir schliefen mit Schlafsäcken und Decken auf einem Fliesenboden, mussten die Toillette mit einem Eimer Wasser spülen, die nach wenigen Tagen schon verstopft war, und wir die bekannten Hocktoiletten benutzen mussten, Spiegel gab es keine, aber zum Glück eine einzige heiße Duschen, die kurz vor unserer Ankunft installiert wurde und unser Essen kochten wir auf einem riesigen Gaskocher auf dem Boden. Trotz der Abschreckung zunächst, muss ich sagen, dass ich mich schnell eingewöhnt habe und mich schon nach einem Tag sogar direkt wohl fühlte. Dieses Jahr hier in Argentinien hat mich doch ein bisschen abgehärtet =). Neben den etwas gewöhnungsbedürftigen Sachen, gab es aber auch einige wunderschöne Dinge. Wir waren sozusagen im Nichts und waren abgelegen von allem und konnten die wunderschöne Natur genießen, hatten einen wunderschönen Aussichtspunkt, auf dem wir uns jeden Morgen in der Früh den Sonnenaufgang angucken konnten und ab und zu kamen uns Pferde oder Kühe, die auf dem Gelände frei rumliefen, besuchen. Zudem hatten wir eine super Projektgruppe, mit der man gut arbeiten und nach der Arbeit gemütlich zusammen sitzen konnte.
Unsere Gruppe bestand aus einem Medizinstudent, der schon einige Zeit vorher dieses Projekt mit anderen zusammen geplant hatte, aus vielen anderen Studenten, Freiwilligen etc.
Jeden Morgen ging es merh oder weniger früh los. Am ersten Tag um 8.00 Uhr und die darauffolgenden Tage wurde es immer ein klein bisschen später, da einen die Müdigkeit durch den wenigen, vielleicht auch zum Teil ungemütlichen Schlaf, einholte.
In die verschieden Kommunen der Guaranies, die oft mitten in den Tiefen des Regenwaldes lagen, wurden wir jeden Tag vom Militär gebracht, die uns alle mit einem kleinen Laster abholten und dorthin transportierten.
In Kleingruppen aufgeteilt mit einem langen Fragebogen, einer Wage, einem Messband und einem Blutdruckmessgerät dabei, machten wir uns auf den Weg in die erste und auch die größte Kommune mit 36 Familien. Am ersten Tag war ich doch etwas nervös, denn wer wusste, ob die Guaranies einen so einfach akzeptieren würden und dann auch noch als Deutsche. Zudem war ich mit dem Projektleiter in einer Gruppe und man hatte doch Angst vielleicht etwas falsch machen zu können und mit dem was man macht, nicht seinen Ansprüchen entsprechen zu können. Doch nach der ersten Befragung einer Familie legte sich die Nervosität ein bisschen und man ging schon ein bisschen lockerer an die Sache heran.
Insgesamt haben wir 12 Kommunen besucht und man konnte doch einige Unterschiede erkennen, wie zum Beispiel was die Behausung anging. Es gab Kommunen, die mittlerweile schon richtige Häuser hatten, aber dann gab es auch welche, die Häuser aus Bambusstöcken und Plastikplanen zusammengebaut hatten. In einigen gab es Strom in einigen nicht und wenn es welchen gab, wurde der oft nicht genutzt, da es sich viele einfach nicht leisten können. In manchen Kommunen gibt es auch eine Schule, doch trotzdem lässt die Bildung sehr zu wünschen übrig, genauso was die medizinische Versorgung angeht. Viele der Guaranies haben schon seit länger Zeit Krankheiten, die bis jetzt noch nicht behandelt oder erkannt worden sind, obwohl ab und zu mal ein Arzt vorbeischaut.
Eine der Wasserproben, die wir ebenfalls in jeder Kommune nahmen, enthielt sogar Würmer. Und dieses Wasser trinken diese Menschen, denn sie haben keine andere Möglichkeit an Trinkwasser heranzukommen. Da kann es schnell passieren, dass man durch Bakterien, die sich im Wasser befinden, erkrankt. Der Weg in die Stadt, den sie meist zu Fuß bewältigen müssen, dauert oft 1 ½ und Geld, um dort einzukaufen, fehlt oft oder ist gar nicht vorhanden. Rettungsdienste treffen auch meist er nach 1 ½ Stunden ein, auch wenn es sich um einen wirklichen Notfall handelt.
In den meisten Kommunen liefen abgemagerte Hunde, Katzen, Hühner etc. herum, gekocht wurde oft draußen mit einem Kessel auf der Glut, manchmal auch im Haus bzw. Zelt. In einer Kommune sahen wir von weitem einen Mann, der gerade etwas über das Feuer hielt, das sehr viel Ähnlichkeit mit einem Hund hatte. Nachdem wir uns trauten mal hinzugehen und nachzufragten, erfuhren wird, dass es eine Art Mader war, den er früh am Morgen mit seinen zwei Hunden im Wald gejagt hatte.
Meine Arbeit bestand hauptsächlich darin, die Fragebögen zu machen, zu beobachten und ab und zu ein paar Fotos zu schießen. In einigen Fällen merkte man doch, dass nicht alle ganz ehrlich waren, was zum Beispiel das Alkohol trinken, Rauchen, Hygiene etc. anging. Zudem wusste man manchmal auch nicht so genau, ob sie einen wirklich verstehen, denn viele von ihnen hatten Spanischprobleme, da ihre Muttersprache Guarani ist.
In den Tagen haben wir einige Informationen gesammelt, die jetzt in den nächsten Monaten noch alle ausgewertet werden müssen. Wir hoffen sehr, dass das alles gut gehen wird, denn dem Projektleiter wird mit einer Anzeige gedroht Denn Ärzte, die sich um die einzelnen Kommunen „kümmern“, haben sich über unser Projekt beschwert. Möglicherweise deswegen weil einige der Guaranies sich nicht mehr von ihnen behandeln lassen wollten, sondern lieber auf unsere Gruppe warteten. Verständlicherweise! Anscheind sind diese Ärtze nicht sehr vertrauenswürdig und machen ihre Arbeit nicht sehr gewissenhaft, wie wir durch Erzählungen erfahren haben. 

(Leider konnte ich noch keine Fotos hochladen, da es im Moment Probleme mit dem Internet hier in Eldorado gibt.)

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